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There is an English-only version of this, with a short introduction, at the old Logic Museum site here.


German English
‘Kritische Beleuchtung einiger Punkte in E. Schröders Vorlesungen über die Algebra der Logik, in Archiv für systematische Philosophie, I (1895): 433–456; reprinted in Angelelli [1967] (Angelelli, I. (ed.), 1967, Kleine Schriften, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft and Hildesheim: Olms ) (pp. 193–210) From Frege, G. (1895) "A critical elucidation of some points in E. Schroeder"s Vorlesungen Über Die Algebra der Logik", Archiv fur systematische Philosophie 1895, pp 433-456, transl. Geach, in Geach & Black 86-106 .
Pages 452-456 only.
Nur dadurch, daß die Klassen durch die Eigenschaften bestimmt werden, die ihre Individuen ƿ haben sollen, nur dadurch, daß man Wendungen gebraucht wie folgende: 'die Klasse der Gegenstände, die b sind', wird es möglich, allgemein Gedanken auszudrücken, indem man Beziehungen zwischen Klassen angibt; nur dadurch gelangt man zu einer Logik. Daß diese Auffassung der Klasse ganz verschieden von der zuerst genannten und nicht mit ihr verträglich ist, bleibt zunächst freilich verborgen. So läuft eine gröbere Auffassung der Klassen und ßegriffsumfänge neben einer feineren und logisch allein brauchbaren her, und gelegentlich wird an Widersprüchen die Unvereinbarkeit beider erkennbar. Es ist begreiflich, daß dies am deutlichsten da geschieht, wo eine Klasse im Sinne des Gebietekalkuls nicht vorhanden ist: bei den leeren Begriffen. Man könnte auf den Einfall kommen, solche als unberechtigt abzulehnen; aber damit würde man große und besonders fruchtbare Gebiete von der Logik ausschließen; Herr Schröder tut ganz recht, daß er das nicht will, und daß er die Tragweite der Einführung der identischen Null hervorhebt (S. 189), wiewohl die Anerkennung leerer Begriffe nicht gerade in dieser Form zu geschehen brauchte. Wenn man einen Satz mit 'es gibt ein' zuläßt, darf man einen Satz mit 'es gibt kein' nicht ausschließen. Denn ohne daß die Verneinung eines Satzes einen Sinn hat, ist er selbst ohne Sinn. Only because classes are determined by the properties that individuals in them are to have, and because we use phrases like this: 'the class of objects that are b: only so does it become possible to express thoughts in general by stating relations between classes; only so do we get a logic. The complete difference, and indeed incompatibility, between this conception of classes and the one first mentioned is, of course, concealed at first. Thus there arises a cruder conception of classes and extensions, side by side with a subtler one, the only one that can be used in logic; and the incompatibility of the two becomes noticeable only incidentally, by means of contradictions. It is understandable that this happens most obviously where there is no class in the 'domain-calculus' sense - when we have empty concepts. Somebody might have the idea of rejecting such concepts as illegitimate; but this would involve excluding from logic wide and particularly fruitful domains. Herr Schroeder is quite right in not wanting to do this and in stressing the importance of introducing the 'identical' zero (p. 189) - though the recognition of empty concepts need not be made exactly in this form. If we admit a sentence 'there is a --', we may not exclude a sentence 'there is no --'; for unless the negation of a sentence has a sense, the sentence itself is without sense.
Zwei ganzlich verschiedene Fälle sind hier wohl auseinanderzuhalten, die leicht vermischt werden, weil man in beiden von Existenz spricht. In dem einen handelt es sich darum, ob ein Eigenname etwas bezeichnet, Name für etwas ist, in dem andern darum, ob ein Begriff Gegenstände unter sich befaßt. Wenn man die Worte 'es gibt' gebraucht, hat man nur diesen letzten Fall. Nun hat ein Eigenname, der nichts bezeichnet, keine logische Berechtigung, weil es sich in der Logik um Wahrheit im strengsten Sinne des Wortes handelt, während er in Dichtung und Sage immerhin gebraucht werden mag[1]. Ganz anders bei Begriffen, die keinen Gegenstand untersteh befassen: solche sind ganz berechtigt. Der Verfasser vermischt diese beiden Fälle, wenn er sowohl 'Nichts' als auch 'rundes Quadrat' einen sinnlosen, unsinnigen oder un ƿ deutigen Namen nennt (S. 50 u. 69). Sein 'Nicht' ist in vielen Fällen, wie in den Sätzen 'das Nichts ist schwarz' und 'das Nichts ist nicht schwarz' (S. 238) ein bedeutungsloser Eigenname und deshalb logisch unberechtigt. 'Rundes Quadrat' dagegen ist kein leerer Name, sondern Name eines leeren Begriffs, also nicht bedeutungslos, wie z. B. in den Sätzen 'es gibt kein rundes Quadrat' oder 'der Mond ist kein rundes Quadrat'. Hier ist das Wort 'Gemeinname' verwirrend, weil es den Anschein erweckt, als beziehe sich der Gemeinname in derselben oder einer ähnlichen Weise auf die unter den Begriff fallenden Gegenstände, wie der Eigenname sich auf einen einzelnen Gegenstand bezieht. Nichts falscher als das! So muß allerdings der Schein entstehen, daß ein Gemeinname, der zu einem leeren Begriffe gehört, ebenso unberechtigt sei wie ein Eigenname, der nichts bezeichnet. Das Wort 'Planet' bezieht sich gar nicht unmittelbar auf die Erde, sondern auf einen Begriff, unter den unter anderm auch die Erde fällt. So ist die Beziehung zur Erde nur eine durch den Begriff vermittelte, und es bedarf zur Erkennung dieser Beziehung der Fällung eines Urteils, das mit der Kenntnis der Bedeutung des Wortes 'Planet' noch keineswegs gegeben ist. Wenn ich einen Satz ausspreche mit dem grammatischen Subjekte 'alle Menschen', so will ich damit durchaus nichts von einem mir ganz unbekannten Häuptlinge im Innern Afrikas aussagen. Es ist also ganz falsch, daß ich mit dem Worte 'Mensch' diesen Häuptling irgendwie bezeichne, daß dieser Häuptling in irgendeiner Weise zur Bedeutung des Wortes 'Mensch' gehöre. Ebenso ist auch falsch, daß in einem solchen Satze viele Urteile mittels des Gemeinnamens zusammengefaßt werden, wie Herr Schröder meint (S. 69). Damit ein Wort wie 'Mensch' oder 'Planet' eine logische Berechtigung habe, ist nur nötig, daß ein entsprechender scharf begrenzter Begriff vorhanden sei; ob dieser Begriff etwas unter sich befaßt, kommt dabei nicht in Betracht. We must here keep well apart two wholly different cases that are easily confused, because we speak of existence in both cases. In one case the question is whether a proper name designates, names, something; in the other, whether a concept takes objects under itself. If we use the words 'there is a --' we have the latter case. Now a proper name that designates nothing has no logical justification, since in logic we are concerned with truth in the strictest sense of the word; it may on the other hand still be used in fiction and fable* [cf. my paper Über Sinn und Bedeutung, Zeitschrift für Phil. und phil. Kritik, vol. 100]. For concepts that do not comprehend anything under them it is quite different; they are entirely legitimate. The author [Schroeder] confuses these two cases when he calls 'Nothing' and 'round square' alike senseless, nonsensical, or meaningless names. His 'Nothing' is in many cases, e.g. in the sentences 'Nothing is black' and 'Nothing is not black' (p. 238), a proper name without any meaning, and hence logically illegitimate 'Round square', on the other hand is not an empty name, but a name of an empty concept, and thus one not devoid of meaning, in sentences like 'there is no round square' or 'the Moon is not a round square'. The word 'common name' is confusing here, for it makes it look as though the common name stood under the same, or much the same relation to the objects that fall under the concept as the proper name does to a single object. Nothing could be more false! In this case it must, of course, appear as though a common name that belongs to an empty concept were as illegitimate as a proper name that designates nothing. The word 'planet' has no direct relation at all to the Earth, but only to a concept that the Earth, among other things, falls under; thus its relation to the Earth is only an indirect one, by way of the concept; and the recognition of this relation of falling under requires a judgment that is not in the least already given along with our knowledge of what the word 'planet' means. If I utter a sentence with the grammatical subject 'all men', I do not wish to say something about some Central African chief wholly unknown to me. It is thus utterly false that I am in any way designating this chief when I use the word 'man', or that this chief belongs in any way to what the word 'man' means. It is likewise equally false that in such a sentence many judgments are put together by means of the common name, as Herr Schroeder thinks (p. 69). In order that a word like 'man' or 'planet' should have logical justification, it is necessary only that there should answer to it a sharply delimited concept; whether the concept comprehends something under itself is not here relevant.
Man sieht leicht, wie der Gebrauch des Wortes 'Gemeinname' zusammenhängt mit der Auffassung der Klasse oder des Begriffsumfanges als bestehend oder zusammengesetzt aus Einzeldingen. In beiden Fällen ist der Nachdruck auf diese Dinge gelegt und der Begriff übersehen. Nun kommen in dem Schröderschen Werke freilich auch Stellen vor wie folgende: 'Wir geben damit kund, ƿ daß uns als das Charakteristische beim Begriffe . . . nur eben das erscheint, daß unter seinem Namen eine bestimmte von allen andern unterscheidbare Merkmalgruppe . . . zusammengefaßt . . . und in konstanter Weise diesem Namen zugeordnet werde' (S. 89 u. S. 90); aber das ist wieder nur ein Anzeichen jenes durchgehenden Zwiespaltes, der vom Verfasser nicht empfunden und darum nicht ausgeglichen worden ist[2]. It is easily seen how the use of the word 'common name' hangs together with the conception that the class or extension consists or is compounded of single things. In both cases the emphasis is laid on the things and the concept is overlooked. Now we do admittedly also get in Schroeder's work passages like this: 'In this way we show that for us what characterises a concept ... is just that a definite group of traits, distinguishable from all others ... are associated and invariable correlated with its name' (pp. 89-90). But this is only another sign of the pervasive inconsistency that the author has not noticed and has thus not been able to escape*. [It would take us too far here to explain more precisely the nature of the concept. I therefore refer to my address Function und Begriff, Pohle, Jena 1891; to my paper Über Begriff und Gegenstand ...]
Man gewinnt vielleicht aus diesen Ausführungen den Eindruck, als stellte ich mich in dem Streite der Logiker des Umfangs und der des Inhalts auf die Seite dieser. In der Tat halte ich dafür, daß der Begriff seinem Umfange logisch vorangeht, und betrachte den Versuch als verfehlt, den Umfang des Begriffes als Klasse nicht auf den Begriff, sondern auf die Einzeldinge zu stützen. Auf diesem Wege gelangt man wohl zu einem Gebietekalkul, aber nicht zu einer Logik. Trotzdem stehe ich in mancher Hinsicht vielleicht dem Verfasser näher als denen, die man im Gegensatze zu ihm Logiker des Inhalts nennen könnte. Someone may get the impression from my procedure that in the battle between the extensionalist and intensionalist logicians I take the side of the latter. I do, in fact, maintain that the concept is logically prior to its extension; and I regard as futile the attempt to take the extension of a concept as a class, and make it rest, not on the concept, but on single things. That way we get a domain calculus, not a logic. All the same, in many respects my position may be closer to the author than to those who could in contrast to him be termed intensionalist logicians.
Es mögen zuletzt noch die Ergebnisse dieser Betrachtungen zusammengestellt werden. In conclusion, we may sum up the results of this discussion:
1. Der Gebietekalkul, bei dem die Grundbeziehung die des Teiles zum Ganzen ist, muß von der Logik ganz getrennt werden. Die Eulerschen Diagramme sind für die Logik ein hinkendes Gleichnis. 1. The domain-calculus, in which the fundamental relation is that of part to whole, must be wholly separated from logic. For logic Euler's diagrams are only a lame analogy.
2. Der Umfang eines Begriffes besteht nicht aus den Gegenständen, die unter den Begriff fallen, etwa wie ein Wald aus Baumen, sondern er hat an dem Begriffe selbst und nur an diesem seinen Halt. Der Begriff hat also den logischen Vorrang vor seinem Umfange. 2. The extension of a concept does not consist of objects falling under the concept,in the way, e.g., that a wood consists of trees; it attaches to the concept and to this alone. The concept thus takes logical precedence of its extension.
3. Es sind auseinanderzuhalten 3. We must keep separate from one another
a) die Beziehung, in der ein Gegenstand (Individuum) zu ƿ dem Umfange eines Begriffes steht, wenn er unter den Begriff fällt (Subter- Beziehung) (a) the relation of an object(an individual) tothe extension of a concept when it falls under the concept (the subter relation);
b) die Beziehung, in der ein Umfang eines Begriffes zu dem Umfange eines Begriffes dann steht, wenn der erste Begriff dem zweiten untergeordnet ist {Sub-Beziehung). (b) the relation between the extension of one concept and that of another when the first concept is subordinate to the second (the sub relation).
4. Durch eine Definition kann man nicht einen Gegenstand mit beliebigen Eigenschaften schaffen, noch einem leeren Namen oder Symbole beliebige Eigenschaften anzaubern. 4. By means of a definition we can neither create an object with any properties we like, nor magically confer any properties we like on an empty name or symbol.
5. Die Fragen, ob ein Eigenname etwas bedeute, und ob ein Begriff etwas unter sich befasse, sind auseinanderzuhalten. Bedeutungslose Eigennamen haben in der Wissenschaft keine Berechtigung; leere Begriffe können nicht auageschlossen werden. 5. The questions whether a proper name means something, and whether a concept comprehends something under itself, must be kept separate. Proper names without any meaning are illegitimate in science; empty concepts cannot be banished.

Notes

  1. 13 Man vgl. meinen Aufsatz Uber Sinn und Bedeutung im 100. Bd. der Zeitschrift f. Philosophie und philosophische Kritik. [In diesem Band s. S. 143ff. ]
  2. 14 Es würde hier zu weit führen, genauer das Wesen des Begriffs zu erörtern; ich verweise daher auf meinen Vortrag 'Funktion und Begrifft'. Jena, Pohle, 1891 (in diesem Bande s. 8. 125ff. ]; auf meinen Aufsatz 'Uber Begriff und Gegenstand' in der Vierteljahrsschrift f. wissenschaftl. Philosophie XVI. 2. [in diesem Bandes. 8. 167ff.]; und auf das, was ich in meinen Grundgesetzen der Arithmetik, Jena, Pohle, 1893 in der Einleitung und im § 3 gesagt habe.